menschensammler mit ganz viel leidenschaft axel aschenbrenner wollte schon mit 16 pfarrer werden, doch der weg dahin war weit u m irgendwann irgendwo anzukommen, muss man sich erst einmal auf den weg machen – davon ist axel aschenbren- ner überzeugt, und so hat er es in seinem leben immer gehalten. aufgewachsen in einem dorf bei lüneburg, drängte es ihn nach dem abitur weg, wie er sagt – in eine stadt, in der er niemanden kannte. nur einen chor kannte er, von dem eine auf- nahme im heimischen plattenschrank stand, dort wollte aschen- brenner unbedingt singen. so ging er zum zivildienst in eine kli- nik nach stuttgart. den plan, theologie zu studieren, verwarf er, weil ihn die sprachen abschreckten, die er hätte lernen müssen. die nächste fremde stadt war han- nover, dort studierte aschenbrenner so- zialarbeit und lernte seine frau kennen, angehende medizinerin. gemeinsam beschlossen sie, an eine kleinere uni- versität zu wechseln: es wurde greifs- wald, kurz nach der wende: „mich hat der osten total gereizt.“ nach dem stu- dium und praktikumsjahr baute er für einen diakonieverein die sozialpädago- gische familienhilfe auf. später bildete er in greifswald erzieherinnen aus, bis er feststellte, dass ihn die arbeit mit den kindern selbst auch reizte und er „ratz-fatz“ kindergartenleiter wurde. das blieb er fünf jahre, bis sein schwiegervater vom berufs- begleitenden master-theologiestudium in marburg erzählte: „ich hätte es mir ein leben lang vorgeworfen, wenn ich es nicht pro- biert hätte.“ ein beruf, das fünfte kind in aussicht und hunderte kilometer entfernte präsenzzeiten an der uni und im prediger- seminar, wie schafft man das? „das geht nur mit ganz viel lei- denschaft“, sagt der 46-jährige – und mit gott als „kraftquelle, die wir anzapfen können“. so wurde er vikar und dann pfarrer in sontra in kurhessen-waldeck – „eine herzensentscheidung”. eigentlich sei die entscheidung für diesen beruf schon mit 16 gefallen, sagt aschenbrenner, doch erst jetzt ist er dort angekommen. als um- oder gar irrwege sieht er die vielen stationen nicht: „es war ein führen- und leitenlas- sen.” und alle stationen sind verbunden durch die offenheit und das interesse für menschen, das aschenbrenner ausstrahlt. er formuliert das so: „ich sammele men- schen.“ l olaf dellit wo würde und respekt die arbeit bestimmen krankenschwester heike hunold kümmert sich im kasseler hospiz um sterbende m ehr als dreißig jahre lang hat heike hunold nun schon als krankenschwester gearbeitet, meist in der kardio- logie, zuletzt in der geriatrie. mit hinfälligen, schwer pflegebedürftigen alten menschen. mit denen kann sie gut. aber: große krankenhäuser, volle stationen – „su- per anstrengend” sei die arbeit, sagt sie. heike hunold, 53 (foto), hat lockige graue haare, eine brille mit dunklem rand und lächelt viel. vor einem dreiviertel jahr hat sie die stelle gewechselt. ebenfalls alte menschen, aber auch viele junge – und alle schwerstkrank. solche, die demnächst sterben werden: heike hunold ist seit april im kas- seler hospiz. ausgerechnet hier ist sie „froh und dankbar”? sie antwortet mit einem lä- cheln: „ich bin endlich, wo ich am liebsten sein will. gott sei dank!” hier sei der patient gast, nicht kunde. „und der umgang mit den gästen ist würde- und respektvoll.” hatte sie im laufe der jahre am krankenhaus das gefühl, ihre ideale über bord werfen zu müssen, weil man schlicht „nicht hinterher kam”, so ist sie vom umgang im team, der hilfe der ehrenamtlichen, dem erfüllen individueller wünsche für die kranken und der mit- fühlenden art, mit der die angehörigen ein- bezogen werden, zutiefst berührt. draußen segeln die bunten blätter von den bäumen, drinnen klingen besucherstim- men durch die hellen flure, klappert das ge- schirr in der küche. die gäste fühlten sich, sagt heike hunold, in dieser atmosphäre leichter als zu hause. und wenn auch im hos- piz natürlich „manches runterzieht”, so weiß sie sicher, dass sie richtig ist. auch, weil sie immer wieder hört, dass sich die menschen, die oft zunächst mit angst ankommen, hier „wohl und geborgen” fühlen. l anne-kathrin stöber www.hospizkassel-gesundbrunnen.org angekommen axel aschenbrenner (46) ist pfarrer in sontra, ehemann und vater von sechs kindern foto: h. j. haas foto: o. dellit 9 blick in die kirche | magazin | november 2016 thema